Ausflug an den Walensee

Zehn kleine Paddlerlein, die wollten an den Walensee. Sieben wagten tatsächlich die Anreise zum Camping Gäsi. Wir bekamen den einzigen Stellplatz, an dem Busse und Zelte gemeinsam stehen dürfen, wobei es sich nicht um eine Wiese, sondern eher um einen Wald handelte. Nach dem Aufbauen ging es ans Abendessen, dabei besuchte uns Paddelfreund Fridl, den einige schon von der Hochrheinfahrt her kannten und der uns begleitete und Details zu seiner Heimatregion erzählen konnte. Den Abend ließen wir am sandigen Seeufer ausklingen.

Die Nächte auf dem Camping: ja, man hört die Autobahn, die meisten fanden sie allerdings weniger störend als die Züge, von denen nachts glücklicherweise nicht gar so viele fuhren. Und es war stockdunkel im Zeltwald, schon blöd, wenn man seine Taschenlampe nicht findet.

Samstagmorgen ging es schon um 9 Uhr zum gegenüberliegenden Ufer, wir paddelten bei strahlendem Sonnenschein und ruhigem See eng an der steilen Felsküste bis Quinten. Es gab einen imposanten Wasserfall zu bestaunen, in seiner Umgebung sanken die sommerlichen Temperaturen doch sehr deutlich. In Quinten trennte sich unsere Gruppe, ein Teil wollte einen kleinen Abstecher in das autofreie Dorf zum „Sightseeing an der Glarner Riviera“ machen, der Rest fuhr bereits zum Rastplatz zwischen Quinten und Walenstadt weiter. Danach hieß es Abschiednehmen, eines der beiden Zweierkajaks musste krankheitsbedingt leider umdrehen. Wie wir am Abend bemerkten, bedeutete das für die beiden Teilnehmer auch das Ende der Tour. Schade, und gute Besserung!
Der Rest traf sich wie vereinbart am Rastplatz (eine kleine Kiesbucht, nur mit Booten zugänglich) zum Mittagessen. Einige konnten sogar die Wartezeit nutzen und grillten die von Fridl beigesteuerten Würste. Nach der Mittagspause trennten wir uns erneut, ein Teil fuhr den See komplett bis Walenstadt, unser Falter-Zweier querte schon hier auf die Südseite.
Das Südufer ist deutlich flacher, die nördliche Felsküste kann besser in ihrer Gänze überblickt werden, dafür fehlt der imposante Eindruck der über einem aufragenden Felsmassen. Den hat man erst auf dem letzten Stück wieder, wenn die Autobahn mal kurz in einem Tunnelstück verschwindet und endlich die lang ersehnte Ruhe einkehrt …

Die Prophezeiung von Fridl, dass pünktlich um 14:00 Uhr der Westwind einsetzt hat sich erfüllt, trotz gegenteiliger Wettervorhersage! War nicht nervig, aber doch herausfordernd. Paddeln auf dem Walensee ist ganz anders als auf dem Bodensee. Wir hatten bei der Rückfahrt praktisch die ganze Zeit sehr lange, hohe, ungestörte Wellenberge, mit einzelnen Schaumkronen versehen. Hier bei uns kennt man das anders, die Wellen sind eher kurz und oft überlagert mit Querwellen, was sich in einem gewissen Schaukeln äußert. Es war eine sehr schöne Rundtour, alle waren begeistert – und erschöpft. So konnten wir gut schlafen.

Sonntag nach dem Räumen des Zeltwaldes ging es wieder in die Boote. Auf in den Linth-Kanal! Leider hatten wir starken Westwind, so dass sich das Paddeln im meist schnurgeraden Kanal als recht anstrengend erwies – trotz hoher Fließgeschwindigkeit des Wassers.
Nach kurzer Zeit erreichten wir die berüchtigte Stromschnelle in Ziegelbrücke. Irgendwie hatten wohl mehrere Mitpaddler die Abmachung vorher anzulanden, nicht richtig verstanden … Die Besichtigung der Stromschnelle zeigte, dass alle im Internet umlaufenden Tipps und auch der Tipp des Schlauchbootverleihers für unsere Boote nicht so ganz passend waren. Die offizielle Fahrrinne in der Mitte führt durch eine 70 cm hohe Welle mit kräftigen Seitenströmungen, die uns nicht geheuer erschien. Offensichtlich fahren SUP‘s gerne unter der rechten Markierung durch, dort ist ein schönes deutliches V, das man aber hart an der rechten Flanke fahren sollte. Direkt neben dieser Flanke läuft ein starkes Kehrwasser zurück, eine kleine Abweichung von der Ideallinie und schon hängt die Bootsspitze im Kehrwasser und der Kopf unter Wasser. Nein. Direkt unter der linken Markierung ist ein deutlich kleineres V, hinter dem eine gerade schäumende Linie weiterläuft. Dort sind wir durch und das war genau richtig! Also im Faltboot war das witzig, aber völlig ungefährlich. Die einzige Gefahr auf der linken Seite sind Büsche und Bäume, aber mit einem Steuer am Boot ist das überhaupt kein Problem, ich hätte aber auch in einem Einer ohne Steuer keine Angst, solange man mit der Paddelstütze manövrieren kann. Da zahlt sich das regelmäßige Training beim Sunset-Canoeing am Montag aus 😉

Weiter ging es durch eine relativ eintönige Landschaft mit Strommasten und Autobahn, einzelne Renaturierungsversuche sind vermutlich für die Tier- und Pflanzenwelt gut, für Paddler machen sie die Gegend aber auch nicht interessanter. Das letzte Stück zog sich aufgrund des Windes extrem, wobei die Landschaft gegen Ende wieder etwas abwechslungsreicher wurde. Durchbruch in den Zürichsee, nach rechts abgebogen und links vor dem Strandhotel in Schmerikon auswassern. Dort ist auch ein Kajak-, Kanadier-, und SUP-Vermieter beheimatet. Endlich angekommen!

Wir machten gemeinsam Mittagspause und tauschten uns über die Tour aus. Alle waren ziemlich fertig, der Wind hatte Kraft gekostet. An dieser Stelle vielen Dank an Fridl, der nach dem Essen die Fahrer zum Camping zurückbrachte, damit sie die geparkten Autos nachholen konnten.

Fünf kleine Paddlerlein hatten ein wunderbares Wochenende und tolle Erlebnisse, das vermutlich keiner missen will. Es war die erste offizielle Ausfahrt 2020 des KC Konstanz nach dem Lockdown Mitte März.

Text: Konstantin; Fotos: Wolfgang, Manfred