Unter 27 Brücken musst du paddeln

Am 9. Dezember hat in Paris das größte SUP Rennen der Welt stattgefunden. 800 Paddler aus 29 Nationen waren am Start. Wie in jedem Jahr entschied das Los, ob du einen Startplatz bekommst. 10 Stunden nach Anmeldeöffnung hatten sich bereits 2000 SUP`ler registriert. Im Nachrückverfahren hatte ich einen Startplatz in der „Loisire“ (Freizeitklasse) ergattert und mich riesig gefreut. 100 Profi-Paddler und 700 Freizeitpaddler waren startberechtigt.  

Das Inflatable-board eingepackt und ab ging es mit dem TGV nach Paris. Auf der Nautic Messe in Paris fand abends vor dem Rennen das Einchecken und breefing für die 800 Teilnehmer statt. Neben dem organisierten Boardtransport eine enorme logistische Herausforderung für den Veranstalter. Erstmalig wurde in diesem Jahr das Abschlussrennen der APP SUP-World-Tour in das Rennen auf der Seine eingebunden. Für die Warmwasserpaddler aus Hawai, Australien und Amerika eine kühle Herausforderung.

Sonntags morgens um kurz nach 6 Uhr war Treffpunkt an der Seine. Der morgendliche Anblick von so vielen fröhlich friedlichen Paddlern war in diesem Jahr besonders speziell, denn es wurde in gelben Westen (Trikots) gestartet. Die Außentemperatur mit 8 Grad war recht human und erträglich, aber es wehte ein ganz ganz heftiger Wind.

Nach dem Startschuss begann das faszinierende Abenteuer auf der Seine. Gestartet wurde Nahe der Nationalbibliothek. Der extreme Gegenwind, die relativ hohen Wellen und der Massenstart von 800 Paddlern zwangen bereits beim Start viele Paddler ungewollt ins kalte Wasser. Unter 27 zum Teil wunderschönen Brücken durften wir 11 km bzw.13,5 km paddeln. In diesem Jahr hatte jede Brücke seine ganz eigenen Windverhältnisse und Wasserstrudel zu bieten. „Holla die Waldfee“ kann ich da nur sagen.

Die Zuschauer, die von den Brücken mit ihren „Allez Allez“ Anfeuerungsrufen unterstützten, waren eine tolle Hilfe, dem Wind zu trotzen. Vorbei an Notre Dame, dem Museum D`Orsay, unter der gewaltigen Pont Neuf durch bis dann auf der linken Seite der unglaublich erhabene Eiffelturm erschien und ein regelrechtes Gefühlschaos aufs SUP-Board brachte. Das war wirklich einmalig und ein unbeschreiblich schönes, sehr berührendes Paddelerlebnis. An allen anderen Tagen im Jahr ist die Seine innerhalb von Paris für SUP´ler gesperrt.

Ganz speziell war auch die SUP-Überraschung, als die APP World-Tour SUP´ler, die einige Minuten nach dem Massenstart anpaddelten, von hinten das Feld aufmischten. Plötzlich hörte ich nur noch laute Schreie und dann rauschten Connor Baxter, die Hasulyo Brüder, Travis Grant, Micheal Booth, Danny Ching, Casper Steinfath, um nur einige Weltspitze-Paddler beim Namen zu nennen, wie ein Güterzug an mir vorbei. Ich fühlte mich wie auf dem Rummel im Autoscooter. Sie preschten mit Boardkontakt auf ihren 14.0 hardboards vorbei, während für alle übrigen SUP`ler die 12.6 Boardlänge vorgegeben war.

Aufgrund der extremen Windverhältnisse gaben ca. 150 Paddler das Rennen auf, 13 Paddler wurden durch Rettungsboote eingesammelt. Die, die es in Ziel schafften, wurden mit leckerem Kaffee, Keksen und viel französischer Freundlichkeit belohnt. Ich kam als 4. Frau ins Ziel und bin mit dem Ergebnis super glücklich.

Nach dem Motto „Dabei sein ist alles“ wäre es doch toll, im nächsten Jahr mit einer kleinen Truppe vom KCK an den Start zu gehen. Let ´s go and SUP in Paris!

Text und Fotos: Ilse Tangerding