Reisebericht Vogalonga und Trainingslager Mergozzo

Alljährlich an Pfingsten findet in Venedig die „Vogalonga“, ein Rennen für muskelbetriebene Boote aller Klassen, statt. In diesem Jahr mussten die Italiener nicht auf Beteiligung aus Konstanz verzichten: Der KCK reiste an mit 17 Paddlerinnen und Paddlern und erstmals mit dem großen Drachen an.
Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder einzelne Clubmitglieder im Rahmen des BKR zu dem Spektakel gereist waren, wurde dieses Jahr Nägel mit Köpfen gemacht: Wenn der große Drachen den Weg auf die Lagune findet, wird auch eine angemessene Besatzung zusammen kommen!

Als Lager wurde der Campingplatz „Fusina“ am Rand von Mestre gewählt, gelegen auf der Festlandseite der Lagune mit Blick auf Venedig. Bei der Anfahrt konnte die Delegation beweisen, dass sie auch Landfahrzeuge perfekt zu handlen weiss: Das Tankvolumen war im vornherein berechnet, was sollte da schiefgehen? Damit die Kalkulation aufgeht, sollte man aber vermeiden, den selben Kreisel dreimal zu befahren! Heil angekommen, hatten Seidels bereits ihren Claim abgesteckt, während Freiherr von Titus meinungsfrei zuckerfreien Sekt trinkt. Kleiner Schreck: Einige Boote waren vergessen worden – zum Glück kam ein großes nach!
Als Tom mit dem großen Drachen ankommt, setzt die Gruppe zur Streckenbesichtigung mit einem Motorboot nach Venedig über. Nichts Neues für Gunnar, der war ja schon überall. Rico und Juris hingegen spalten sich ab, verwechseln mehrfach rechts und links. Julia und Oli sind noch weniger orientiert, nehmen den Linien-Bootstransport zurück. Auch der Rest der Besatzung geht meinungslos verschollen.
Beim Nachtreffen an der Eisdiele finden alle wieder zusammen, denn am Abend stand die Erstbefahrung des Bretta-Kanals auf dem Programm: Der Drache schart seine Mannschaft um sich! Das Wasser zeigt sich erschreckend warm, springende Fische überall. Nach Erkundung der Untiefen auf der Lagune wird ein optimaler Liegeplatz im Hafen gefunden, nach fünfmal Anbinden auch die optimale Schnurlänge. Die Mannschaft zeigt den perfekten Kletterausstieg, und so endet der erste Abend beim gemütlichen Grillen.

Der Pfingstsonntag, Tag des Bootrennens, beginnt um 5:30 Uhr mit der französischen Nationalhymne, um 6:30 folgt die schwyzer Hymne. Zwei Schweizer vom Greifensee (darunter eine getarnte Deutsche) werden noch kurzfristig in die Mannschaft aufgenommen, die nach Venedig übersetzt, natürlich mit Pinkelpause in einem kleinen Kanal. Um neun Uhr dann der Startschuss: Die Kanonenkugel traf fast, ab da ist der Drache taktlos (ohne Trommlerin) und mischt sich in das internationales Feld von Booten. Ruderboote, Kanus oder Gondeln – alles, was mit Muskelkraft bewegt wird, ist auf dem Wasser. Während des Rennens kämpft Tom mit einem Sechser Outrigger und allerlei anderen Booten, um nicht den Drachenkopf oder den Schwanz am Boot zu verlieren. Das Drachenboot aus Greifensee knirscht, als es einen abgefaulten Pfosten Unterwasser erwischt. In Burano heißt es dann Ausschau halten nach einem Ausstieg; die messerscharfen Muscheln machen das schwierig. Die Schokolade war da leider längst geschmolzen. Die Frauen suchen lange nach einen Pinkelplatz, die Männer haben da weniger Probleme. Nach Steuermannswechsel von Tom an Jens geht es weiter nach Murano. Der Bodenseedrache benötigt beim nächsten Mal unbedingt eine Fahne, Trompete oder Signalhorn.

Der 30km lange Rundkurs über die Lagune beginnt und endet am Markusplatz. Der Bodenseedrache hat noch guten Vortrieb, ein Schlussspurt scheint möglich, doch vor dem Canale Grande staut sich das bunte Feld. Das Publikum ist begeistert. Vom Veranstalter werden Bananen und Getränke an die Sportler verteilt. Antwort: Paddel hoch – so ist die Paddelwelle erfunden! Nach dem Empfang der Medaille Rückzug in einen Kanal zum Eisessen. Ein untergangserfahrener Schweizer gibt Hinweise zur optimalen Überquerung des Giudecca-Kanals. Diese Querung hat es noch einmal in sich, Tom hat Mühe, das Boot in den fast ein Meter hohen, aus allen Richtungen kommenden Wellen auf Kurs zu halten. Kaum ist der Kanal auf der anderen Seite erreicht, ist alles wieder ruhig und es geht vorbei an der Müllinsel San Biagio. Grillgut wird eingekauft und gleich geht’s ans Einheizen des Grills. Die festliche Medaillenzeremonie als Ehrung der Paddler und Köche endet in einer verdienten Grillparty.

Die Reise wurde abgerundet durch das Trainingslager der Renngemeinschaft „Neckardrachen“, der auch die KCK-Paddler angehören. Am Lago di Mergozzo bereiteten sich die Leistungssportler intensiv auf die Deutsche Meisterschaft in Schwerin vor, verschiedene Boote konnten ausprobiert werden, während andere Mitreisende wahlweise in der Hängematte oder auf der Luftmatratze Entspannung suchten. Die Eisfahrt nach Mergozzo offenbart ein Problem: Zu wenig Boote! Der KCK braucht: OC 1; OC2; Zweier Surfski; Bus….