Um das Wetterrisiko zu minimieren, starteten wir schon eine Stunde früher. Und tatsächlich, die Überfahrt zur Haltnau klappte wunderbar. Mit unserer Gruppe trafen auf die Minute zeitgleich Kanuten aus Überlingen von links und aus Friedrichshafen, Fischbach, Waldshut sowie Laiz von rechts ein. Nach der Begrüßungsrast und –stärkung paddelten wir mit gerade noch moderat zu nennenden Schiebewellen von hintenrechts zum TSV Fischbach, wo uns wieder liebe Leute mit einem wunderbaren Kuchenbuffet erwarteten. Auf fast öligem See bei schwüler windstille legten wir dann später die letzten anderthalb Kilometer zurück.
Bei Ankunft liefen gerade die letzten Teilnehmer der „Bodensee-Challenge“ [LINK] auf ihren Surfski ein, man traf bekannte Clubkammeraden. Der Rest der Challenge war abgesagt worden, die Sturmwarnung blinkte.
Kaum waren unsere Zelte aufgebaut, kamen die ersten Windböen. Binnen Minuten wähnten wir uns an der Nordsee, Sand (vom großen Spielplatz) flog durch die Luft, Wellen schlugen über die Köpfe der Badenden, das Wasser färbte sich sandbraun. Nur der Salzgeruch fehlte irgendwie. Nach dem Abendessen mit Panoramablick auf den spiegelglatten See und zum Greifen nahe Alpen im Hintergrund ankerte ein Frachtschiff vor dem Nachbargrundstück. Hä? Nach Einbruch der Dunkelheit gab es ein wunderschönes, kleines Feuerwerk aus nächster Nähe zu bewundern (wohl anlässlich einer Hochzeit?). Die Challenger feierten bis tief in die Nacht mit Cocktails, Knabberzeug und Musik. Die Sternfahrt geriet zur schönsten Nebensache der Welt.
Nachdem am frühen Sonntagmorgen ein heftiges Gewitter niederging (der Windfinder sagte eine Windstärke von 2 Knoten voraus, während es draußen mit 20 Knoten stürmte) blieben wir erstmal liegen und unterhielten uns von Zelt zu Zelt mittels WhatsApp. Der abends anvisierte Start für 9:00 Uhr fiel somit ins Wasser. Später beim Frühstücksbuffet wurden alle möglichen Vorhersagen durchgeschaut, extrem labile Wetterlage. Da nicht alle zurück nach Kreuzlingen, Iznang oder Konstanz paddeln wollten, organisierten wir die Rückfahrt auf der Straße für unsere 11-köpfige Gruppe. Als der beladene Bootsanhänger auf der Fähre Meersburg – Staad in herrlichstem Sonnenschein und bei ruhigstem See Richtung Heimat schwamm, kamen Bedenken: War das jetzt auch wirklich alles richtig so? Eine halbe Stunde später prasselten Hagelkörner hernieder, Dachrinnen liefen über und Keller voll, Sturmböen peitschten den Seerhein. Wir wären normalerweise von der Uhrzeit her vermutlich noch nicht vom Wasser gewesen …
Text: Wolfgang, Fotos: Kerstin, Monika, Wolfgang
„Der Bodensee ist berüchtigt für schnell aufziehende Unwetter mit starkem Wind. Deshalb warnen auffällig platzierte, auch bei Tageslicht gut sichtbare, orangefarbene Blitzlampen. Je nach Gefahrenstufe leuchten sie 40 oder 90 Mal in der Minute. Schwimmer, Stand-Up-Paddler, Kajak- und Kanadierfahrer sollten bei dieser Warnung umgehend einen sicheren Ort am Ufer aufsuchen“, so der Konstanzer DLRG-Chef Clemens Menge im Südkurier, der über diverse Unglücksfälle des Wochenendes, u.a. mit zwei Todesfällen vor Wallhausen, berichtete.