„Are you ready? Attention! Go!“ Nach über zwei Jahren Zwangspause stand für Antje Böhme, Jasmin Schlinker, Lisa und Nicole Böhme sowie Thomas Maier der erste internationale Wettkampf seit Beginn der Covid-19-Pandemie auf dem Plan. Eine Woche lang kämpften die fünf Sportler*innen des Kanu-Club Konstanz in Sarasota (Florida) mit den besten Mannschaften der Welt auf der Club-Crew Weltmeisterschaft im Drachenbootsport um die Titel. Eine Club-Crew-Weltmeisterschaft darf man sich dabei ein bisschen so vorstellen, wie die Champions League im Fußball, bei dem sich unterschiedliche Vereine aus der ganzen Welt miteinander messen, wobei auch mehrere Vereine aus einem Land stammen können. Die Konstanzer*innen unterstützten bei diesem Event wie so oft die Renngemeinschaft Neckardrachen aus Heilbronn. Im Vorfeld hatte ein Covid-19-Ausbruch innerhalb des deutschen Teams für Kopfzerbrechen gesorgt, sodass im Vorfeld besonders auf Abstand- und Hygienemaßnahmen geachtet wurde.
In diesem Jahr kam dabei Antje Böhme die Ehre zu Teil, bei der würdevollen Eröffnungsfeier im Nathan Benderson Park die Flagge des Teams mitzutragen, für sie eines ihrer persönlichen Highlights der Weltmeisterschaft. Außerdem hat es sie sehr berührt bei der Siegerehrung auf dem Treppchen zu stehen und ihren Töchtern bei deren Erfolgen zusehen zu dürfen. Für Lisa Böhme hingegen, die zum ersten Mal als Teilnehmerin auf einer Weltmeisterschaft zu gegen war, waren die folgenden Titelgewinne und der anschließende Trikottausch die persönlichen unvergessenen Momente dieses Events.
Einen Tag nach der Eröffnungsfeier konnten die Vereine auf den 2000 Meter, 200 Meter und 500 Meter Distanzen und in unterschiedlichen Altersklassen sowie Männer-, Frauen- und Mixed-Klassen beweisen, was in ihnen steckt und nach zwei Jahren Wettkampfpause so wieder das Teamgefühl stärken. Für die Zuschauer in der Heimat gab es dieses Jahr einen Livestream, der sehr gut angenommen wurde, sodass von Familie und Freunden der Neckardrachen, live mitgefiebert wurde. Für einen Hingucker sorgten außerdem Alligatoren, die im Gewässer des Nathan Benderson Parks leben, in dem die Weltmeisterschaft stattfand, sodass es den Sportler*innen zu ihrer eigenen Sicherheit nicht gestattet war, in dem künstlich angelegten See baden zu gehen.
Die Rennen verliefen oft denkbar knapp und oft kam es bei den Platzierungen auf zehntel Sekunden an, sodass um jeden Zentimeter mit Muskelkraft, Durchhaltevermögen und Willensstärke gekämpft wurde. Besonders auf den 2000 Meter Distanzen sind zudem Nerven gefragt, da für die 3 Wenden eine optimale Position vor der Wendeboje mitentscheidend ist. Die Taktik, wann zum Beispiel der Endspurt angezählt wird, kann dabei ebenso zum Erfolg beitragen, wie die „richtige“ Bootsbesetzung oder die Motivation durch Steuerleute und Trommler*innen. Nicole Böhme betonte, dass es für sie etwas Besonderes war, endlich wieder mit ihrem Team gemeinsam zu trainieren, zu gewinnen und auch mal zu verlieren. Die Stimmung bei den Neckardrachen sei einfach etwas Besonderes, so Nicole Böhme.
Mehr als einmal wurde die Veranstaltung wegen starken Unwetter- und Gewitterwarnungen in die geerdeten Großzelte evakuiert, doch die Sportler*innen ließen sich davon nicht beirren und kamen jedes Mal umso stärker zurück. Für eine weitere Herausforderung sorgte die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit in Florida, doch die Veranstalter hatten vorgesorgt und große Trinkwasserbehälter bereitgestellt.
„Vier Jahre nach der letzten Weltmeisterschaft in Ungarn und der Pandemie war nicht abzusehen, wo sich unser Team im internationalen Vergleich befindet“ bemerkte Thomas Maier, der auch Trainer des Drachenbootteams in Konstanz ist.
Um so mehr, waren alle überrascht, dass es für die Neckardrachen so gut lief. In vielen Rennen konnten sie sich gegen die starke Konkurrenz aus Kanada oder den USA durchsetzen und sich den Weltmeistertitel oder Vize-Weltmeistertitel sichern. Insgesamt konnte das Team neun Weltmeistertitel, sechs Vizeweltmeistertitel und fünf Bronzemedaillen für sich beanspruchen. Damit sind die Neckardrachen spätestens nach diesem Wettkampf im Drachenbootsport auch auf der internationalen Bühne als ernstzunehmender Gegner anerkannt und geschätzt. Auch wenn für die englischsprachigen Nationen nicht leicht war „Neckardrachen“ richtig auszusprechen.
Als nächstes gilt es für die Konstanzer*innen und die Neckardrachen im September nun ihre Meistertitel auf der deutschen Drachenbootmeisterschaft in München zu verteidigen und sich damit für die nächste internationale Meisterschaft zu qualifizieren.
von Jessica Böhme