Den 32. Marathon International des Gorges de l’Ardèche (Ardeche-Marathon) haben in diesem Jahr auch 11 Paddler vom Kanu-Club Konstanz bestritten. Bei diesem Marathon sind über 2000 Sportler/-innen aus ganz Europa angetreten. Thomas Maier, Dietmar Korn, Oliver Theile, Dirk Schröter, Helmut und Paul Sorgius, Bernd Wientges, Jens Endruweit und Volker Kromrey als Steuermann starteten im 9er Kanadier. Zusammen mit über 100 anderen Teams war ihr Startplatz am berühmten Pont d`Arc, das sollte, wie die 9 später feststellen mussten, einen bestimmten Grund haben. Ihre Paddelkollegen Juris Reksans und Enrico Schmidtke starteten gemeinsam mit mehreren hundert anderen Sportlern im 2er Kajak etwas weiter oberhalb. Schon im Sommer hatten die Paddler mit den Vorbereitungen begonnen, sie richteten einen alten, ausgemusterten Großkanadier für ihre Pläne her, der schließlich auf den Namen Bad Boat getauft wurde. Nach ihrer Ankunft am Freitag in Frankreich schlugen sie ihr Lager etwa 1 Kilometer oberhalb der Startbahn auf und begannen ihre letzten Vorbereitungen an ihrem Boot zu treffen. So musste ein sogenannter Wellenbrecher angebaut werden, sowie eine Pumpe, um Spritzwasser aus dem Boot zu pumpen und noch andere Kleinigkeiten.
Am Samstag war es dann endlich so weit. Vor dem Start wollten die Konstanzer im 9er Kanadier oberhalb des Pont d´Arc zur Probe eine Stromschnelle mit Felsen passieren, als sich ihr Boot zwischen zwei Felsen verkeilte und die Mannschaft über Bord gehen musste, um nicht unter Wasser gedrückt zu werden. Nachdem alle Sportler, die Helm und Schwimmweste tragen mussten, sicher aus dem Kanadier entkommen waren, versuchten sie das Bad Boat aus dem Wasser zu ziehen und bekamen Unterstützung aus dem Publikum. Das Boot hatte den Crash nicht so unbeschadet überstanden wie seine Insassen, die beiden Vorderbänke waren herausgerissen, der Süllrand war an mehreren Stellen gerissen und für die Bodenrippen galt das Gleiche. Deswegen findet der Start für die 9er Kanadier am Pont d´Arc also unterhalb der Felsen statt. Trotz ihres lädierten Bootes beschlossen die 9 einstimmig, dass sie den Marathon zumindest anfangen wollten und bei Bedarf am Strand aufhören würden.
Der Startschuss wurde durch einen Kanonenschlag gegeben, hunderte Boote kamen gleichzeitig in Bewegung. Unsere Sportler mussten aufpassen nicht gerammt zu werden, da ihr Boot das wahrscheinlich nicht mehr überleben würde. Andere Teilnehmer hatten weniger Glück, ihr Boot wurde versenkt und sie mussten achtgeben nicht noch überfahren zu werden. Die Konstanzer Mannschaft passierte den Pont d´Arc ohne Probleme und beschloss nun doch durch die Schlucht zu fahren. Da die vorderen beiden Sitzbänke fehlten, musste die Bugmannschaft kniend fahren, das ist sehr anstrengend, deswegen wurde regelmäßig innerhalb der vorderen Plätze getauscht. Der Boden wölbte sich bei einigen Stromschnellen und Steinen bedenklich nach oben und musste immer wieder nach unten gedrückt werden. Schnellere Mannschaften nutzen das und überholten die Konstanzer, denen einige Stellen besonders zu schaffen machten. Außerdem hatte die Pumpe die Kollision nicht überlebt, sodass die Heckmannschaft das Wasser von Hand aus dem Boot schöpfen musste, anstatt zu paddeln, was das Vorankommen ebenfalls erschwerte.
Als die angegebenen 24 Kilometer erreicht waren, war vom Ziel nichts in Sicht. Unsere Paddler kämpften sich weiter vorwärts, es war sehr zäh und erforderte viel Ausdauer und Durchhaltevermögen, das Ziel wollte einfach nicht näher kommen. Dann endlich 4 Kilometer später, nach einem überragenden Endspurt erreichte das Bad Boat der Konstanzer als 13. von 94 anderen 9er Kandieren die Ziellinie, außer diesen waren noch zehn andere Großboote schneller gewesen, darunter auch 4er Rennkajaks und 9er Rennkanadier. Ein herausragendes Ergebnis angesichts der Tatsache, dass das Boot nach dem Marathon nicht mehr zu gebrauchen ist. Auf das 2er Kajak ihrer beiden Kollegen mussten sie noch eine Weile warten, bis auch diese die Ziellinie unversehrt passierten.
Nach dem gelungenen Wettkampf waren die 11 extrem geschafft, dennoch hatten sie die Zeit die Ausstellungsstände mit allerlei Paddelzubehör und lokalen Spezialitäten zu besichtigen. Generell war die Organisation sehr gut gelungen und auch für die Verpflegung der geschafften Teilnehmer war gesorgt, darüber freuten sich die 9 Kanadierfahrer besonders, da sie bei ihrem Unfall ihren Proviant in den Wellen verloren hatten. Die Abschlussparty mit den Siegerehrungen war ebenfalls ein voller Erfolg, dennoch waren die Sportler müde und zufrieden zugleich in ihre Betten gefallen. Für das nächste Jahr sind sie schon auf der Suche nach einem neuen Boot, mit dem sie den Marathon bestreiten können, denn so viel ist klar, sie werden wieder kommen.
Noch mehr Impressionen:
https://www.youtube.com/watch?v=3EB3gHNinfM
Im Südkurier erschienen (29.11.2016):