Der 39. internationale Marathon des gorges de l’Ardèche
Text: Für das Team Juris und Gunnar
Genau am 11.11.23, andere mögen in Konstanz den Beginn der Fasnacht gefeiert haben, startete eine tapfere Gruppe unseres Clubs beim 39. Kanumarathon durch die imposanten Schluchten der Ardèche.
Von den über 1400 Booten waren 66 Stück C9er, also Neuner-Canadier . So auch unseres. Vor dem weltbekannten Bogen bei Vallon pont d’arc dann der heikle Start. Das Gedränge war immens.
Und dann ging es auf dem Wildwasser der Ardèche 27 km die Schlucht runter bis nach St. Martin. Da es uns gelang, eine gute Startposition zu bekommen, kamen wir von Anfang an gut ins Rennen. Unsere Strategie, einem einheimischen und gewässerkundigen Boot in der Fahrlinie durch die Wildwasserpassagen zu folgen, ging auf. Paul, unser Steuermann, leistete ganze Arbeit. Einzig eine Wasserwalze, in die wir frontal eintauchten, liess das Boot für einen Moment bedrohlich Wasser fassen. Doch, wie wir es auf dem Bodensee x Mal trainiert hatten, gelang es schnell, das Boot wieder trocken und damit wieder stabil zu kriegen. In diesem kritischen Moment reagierte das Team, genauso, wie auf oftmals geübt: Stabil sitzen bleiben, schöpfen und durch das Weiterpaddeln wieder in die Stabilität kommen. Überhaupt waren unsere akribische Vorbereitung und das intensive Training im Vorfeld sehr hilfreich. Hier sei Helmut ein grosser Kranz gebunden. Er hat alles bestens im Vorfeld durchdacht, uns perfekt vorbereitet (‘Steht doch alles im PDF…’)und das Training, wie das Rennen selber, sehr erfahren geleitet. Ein Dank auch an die vielen vertrauten Mittpaddler*innen, die das Team während der Vorbereitungsphase in Konstanz unterstützt haben. Ohne sie hätten wir eine solch präzise Vorbereitung nicht hinbekommen.
Doch jetzt nochmal zum Rennen selber: Die gute Position, ganz vorne, liessen wir uns nicht wegnehmen. Auch als wir einmal eine Geröllsteinbank, knapp unter der Wasseroberfläche touchierten, konnten wir schnell wieder diese sprichwörtliche eine Handbreit Wasser unter dem Kiel wiedergewinnen, und liessen uns nicht wirklich abhängen. Meine Angst, dass von hinten plötzlich doch ein schnelleres Boot und überholen würde, bestätigte sich nicht. Wir hörten zwar einige Male hektische französische Kommandos hinter uns, doch wir waren so stark, dass an uns kein Vorbeikommen möglich war. Wir zogen durch, bis zum Schluss.
Im Zieleinlauf, in St. Martin, waren wir dann die dritten in unserer Klasse. Und die sechsten überhaupt.
Da dieser Marathon eine überregionale, ja internationale Attraktion der Region Auvergne – Rhone – Alpes ist, erwartete uns nun ein Volksfest. Auch unser Zieleinlauf war entsprechend begleitet von dem Jubel der Zuschauer*innen. Endlich angekommen zu sein, und dann auch noch so gut, war schon g… genial. Und auch, wenn uns allen das Austeigen aus unserem Boot, übrigens mit dem Namen ‘Sink – Nix II’, schwerfiel, ja die Beine extrem wacklig waren und die Hände sich kaum noch öffnen liessen, war das Gefühl, es geschafft zu haben, ebenso g… genial.
Die ausgelassene Stimmung auf dem Fest bei T-Shirt Wetter tat ihr Übriges. Und als auf der Siegerehrung das französische Siegerteam extra noch zu uns kam und uns mit Handschlag gratulierte, war das ein überaus erhebendes Gefühl des sportlichen Fairplays und der internationalen Verbundenheit unter den Kanusportlern und -sportlerinnen.
(v.l.n.r: Didl, Juris, Paul, Macke (herzlichen Dank fürs Einspringen!!! Du hast uns gerettet) Jens, Gunnar, Jens, Bernd, Helmut)
‘Sink – Nix II’ hat übrigens seinem Namen alle Ehre gemacht: Irgendwo müssen wir uns wohl doch irgendwie ein Loch im hinteren Teil des Bootes, an der Luftkammer, zugezogen haben. Aber ‘Sink – Nix’ ist Nix gesunken. Wir haben das Loch nicht mal gemerkt.
Nicht zuletzt sei noch erwähnt, dass wir mit John einen angenehmen, sehr hilfreichen und frohgemuten Mitreisenden hatten. John war mit dem C 1 als Wanderpaddler aus der Marathonstrecke unterwegs. Das Team hat ihn am Ziel frenetisch begrüsst.
Komisch nur, dass dem französischen Festkomitee irgendwann das Bier ausging.
Allen an diesem Abendteuer Beteiligten sei ein Riesendank ausgesprochen. Das war einfach eine geniale Zeit!
Nachhall: Paddler oszillieren gern zwischen den Polen Individual- und Vereinssport. Die Tour d’Ardèche zeigt fein konturiert, wie der Vereinssport seine besonderen Qualitäten in der Verschmelzung von Wettkampf und Wanderpaddeln hervorbringt. Die vielfältigen Aufgaben, die hier gelöst wurden, liefern neue Erfahrungen und bauen frisches Wissen auf, was den Verein und zukünftige Projekte beleben.
Verein = Sport + Teamgeist + Natur + Reiselust + Flussenergie + Lebenskunst
Hier noch der Link zu den Impressionen/Video des Veranstalters:
Marathon International des Gorges de l’Ardèche