Club-Crew Weltmeisterschaft im Drachenboot in Ungarn

von Jessica Böhme

Eines der größten Events, die es im Drachenbootsport in den letzten Jahren gegeben hat, fand in diesem Jahr im ungarischen Szeged statt. Zu der 6-tägigen Club-Crew Weltmeisterschaft reisten ca. 6.100 Sportler/-innen aus 27 Nationen an, sie verteilten sich dabei auf etwa 140 Teams, die um die begehrten Weltmeistertitel kämpften, das ist im Drachenbootsport eine beinahe rekordverdächtige Zahl. An diesem besonderen Event waren auch Jasmin Schlinker, Jessica und Nicole Böhme sowie Thomas Maier vom Kanu-Club Konstanz unter den Teilnehmenden. Während der 6 Wettkampftage kämpften die vier, mit ihrem Team den Neckardrachen, einer Renngemeinschaft mit Sitz in Heilbronn, gegen die starke Konkurrenz aus aller Welt. Die Sportler reisten dabei nicht nur aus zahlreichen europäischen Ländern an, sondern kamen unter anderem auch aus Australien, Neuseeland, Iran, Katar, China, USA, Russland oder Singapur. Die größte Teilnehmerzahl stellte in diesem Jahr Kanada, deren sehr starke Mannschaften es der Konkurrenz nicht immer leicht machten, doch Sieg und Niederlage stehen im Drachenboot nicht immer im Vordergrund. Es zählen auch Ehrgeiz, Teamgeist und der Austausch von Kulturen und Erfahrungen von unterschiedlichen Menschen, deren einzige Gemeinsamkeit oft nur der Sport darstellt. Schon bei der Eröffnungsfeier am Montag konnten sich die Teilnehmenden gegenseitig kennenlernen und die waghalsigen Flugkünste eines Air-Race-Piloten bewundern.

Jasmin Schlinker, Jessica Böhme, Nicole Böhme, Thomas Maier (von links nach rechts)

Am Dienstag startete dann für alle endlich die Weltmeisterschaft und von da an hieß jeden Tag sein Bestes zu geben. Die vier Konstanzer starteten in drei verschiedenen Altersklassen und bereicherten ihr Team als Paddler (Jasmin Schlinker und Thomas Maier), sowie als Trommlerinnen (Nicole und Jessica Böhme). Sich unter einem so großen Starterfeld zu behaupten war keine leichte Aufgabe, denn besonders die kanadischen Teams machten es ihren Gegnern schwer auf die vorderen Plätze zu gelangen. Doch die Neckardrachen kämpften sich durch Vorläufe, Zwischenläufe und Halbfinale in sehr vielen Rennen bis ins Finale und konnten auch dort sehr gute Ergebnisse erzielen. So erreichte das Team Neckardrachen in der Klasse Open Ü40 (Paddler 40 oder älter) auf der 200 m Distanz, in der Thomas Maier mit seinen Kollegen paddelte und Jessica Böhme das Team von der Trommel aus unterstütze nach einem sehr spannenden Rennen den 3. Platz. Auf der gleichen Distanz erreichten Jasmin Schlinker und Nicole Böhme in der Kategorie Premier Mixed (Paddler/-innen meist zwischen 18 und 40) mit wenigen Zehntel Sekunden Rückstand den 5. Platz. In ihrer Altersklasse machten es die Kanadier den Deutschen schwer, sich überhaupt für das Finale zu qualifizieren, umso größer war die Freude dann, wenn man im Finale einige der Gegner hinter sich lassen konnte. Hatte man den Einzug ins Finale knapp verpasst und sich  stattdessen „nur“ für das B-Finale qualifiziert, dann wurden die Köpfe dennoch nicht hängen gelassen. Vielmehr wurde jede Energie darauf verwendet, im B-Finale als Sieger hervorzugehen. Auf der 500 m Distanz in der Kategorie Premier Damen gingen die Neckardrachen im Smallboot (10 Paddler/innen) mit Jasmin Schlinker als Paddlerin und Nicole Böhme auf der Trommel im B-Finale als klarer Sieger hervor und feierten ihren 8. Platz in der Gesamtwertung als wäre es der Weltmeistertitel gewesen. Ähnlich ging es Jessica Böhme und Thomas Maier auf der gleichen Distanz in der Kategorie Ü40 Open, auch sie konnten das B-Finale als Sieger verlassen und erreichten einen guten 8.Platz.

Zieleinlauf Premier-Mixed 200 m mit Nicole Böhme und Jasmin Schlinker

Auf den 2.000 m Rennen wurde den Neckardrachen schließlich alles abverlangt, denn besonders die Wenden erweisen sich als große Herausforderung. Dabei ist nicht nur die Erfahrung der Steuerleute, sondern der Einsatz des ganzen Teams gefragt, auch hier kann ein kleiner Fehler, mitunter das ganze Rennen beeinflussen. Jessica Böhme und Thomas Maier erreichten in diesem Rennen in der Kategorie Ü40 Open den 7. Platz. Eine Schrecksekunde gab es jedoch für die Neckardrachen in der Kategorie Ü50 Mixed, in der auch Thomas Maier am Start gewesen war, denn nach einer unberechtigten Zeitstrafe, waren sie plötzlich nicht mehr auf ihrem verdienten 3. Platz. Doch der Einspruch des Trainers und die Fernsehbilder zeigten, dass die Neckardrachen keinen Fehler gemacht hatten und sie ihre Medaille zu Recht erhalten hatten. In der Kategorie Ü50 Open erreichte Thomas Maier außerdem einen überragenden 2. Platz nachdem er mit seinen Teamkollegen ein wirklich starkes Rennen gefahren war. Ein ebenfalls beachtliches Ergebnis erzielten Jasmin Schlinker und Nicole Böhme in der Kategorie Premier Damen. In einem spannenden Rennen wurde ihr harter Einsatz mit einem 5. Platz belohnt, mit nur 2 Sekunden Rückstand auf den 3. Platzierten, was auf 2.000 m Distanz ein starkes Ergebnis ist.

Ü40-Open mit Jessica Böhme und Thomas Maier

Nach einer Woche in glühender Hitze mit nur wenigen Regenschauern, ging die Club-Crew Weltmeisterschaft mit einer riesigen Freiluftdisco zu Ende, bei der alle Teams noch einmal gemeinsam feiern und sich über die Zeit in Szeged austauschen konnten. Für ein so großes Event mit rekordverdächtigen Zahlen, war es ausgesprochen gut organisiert und man fand wenig Grund zur Beschwerde. Alle Sportler/-innen werden diesen besonderen Event bestimmt noch lange in Erinnerung behalten und sich schon auf die nächste Veranstaltung im Drachenbootsport freuen. Die Neckardrachen erlebten auf der Abschlusszeremonie noch eine große Überraschung, denn bei der Ehrung des Gesamtsiegers, den „22 Dragons“ aus Montreal, erfuhren sie, dass sie mit 2 Weltmeistertiteln, einem 2. Platz, zwei dritten Plätzen und anderen sehr guten Platzierungen im oberen Bereich den 2. Gesamtplatz erkämpft hatten. Angesichts der großen und starken Konkurrenz aus aller Welt ist das durchaus etwas, auf das die gesamte Mannschaft wirklich stolz sein kann, denn dieser Erfolg ist allein dem harten Training der letzten Wochen geschuldet und sie haben es sich verdient.

2000 Meter Start auf dem Fluss Theiß