KCK-Athleten bei der Drachenboot WM in Ravenna

Drachenboot Weltmeisterschaft in Ravenna
2 x Gold – 1 x Silber – 3 x Bronze für Konstanzer Kanuten

Konstanzer Athleten

Konstanzer Athleten v.l: Thomas Maier, Jasmin Schlinker, Anna Sprenger, Dietmar Korn; Foto: Anna Feldhoff

Text von Dietmar Korn

Bankziehen, Bankdrücken, Bauchmuskeln, Rückenmuskeln, Max, Submax, Ausdauerzirkel, Liegestütz, Klimmzüge, Startübungen, GA1, GA2, Arme strecken, Paddel tief ins Wasser, Anriss, Aufdrehen – das waren die Schlagworte mit denen sich die Konstanzer Athleten über Winter, Frühjahr und Sommer beschäftigt haben. Viermal die Woche stand Training auf dem Programm, dazu mehrere Trainingslager in Mergozzo und Heilbronn mit Leistungstests und Videoanalysen.
Und wofür?
Für den Saisonhöhepunkt: 9. IDBF Dragon Boat Club Crew World Championchip vom 3. bis 7. September 2014 in Ravenna/Italien.
Das Konstanzer Team um Thomas Maier bestreitet seit 2001 aktiven Drachenbootsport in einer Renngemeinschaft mit den Neckardrachen aus Heilbronn. Bereits im Juni fanden die diesjährigen Deutschen Meisterschaften in Schwerin statt. Hier konnte sich das Konstanzer Team mit acht Meistertiteln, acht zweiten Plätzen und sechs dritten Plätzen erneut als erfolgreichste Mannschaft behaupten. Dies war gleichzeitig die Qualifikation zu den diesjährigen Club-Weltmeisterschaften in Ravenna. Eine gigantische Veranstaltung mit über 4000 Athleten aus 30 Ländern von fünf Kontinenten. Sie kämpften um die Titel in unterschiedlichen Altersklassen (Premier, Ü40, Ü50), Standardbooten (20 Paddler) und Kurzbooten (10 Paddler), in Frauen-, Männer- und Mixedteams auf den Strecken über 200, 500 und 2000 Meter.
Bedingt durch die hohe Teilnehmerzahl musste der Wettkampf von ursprünglich vier auf fünf Tage verlängert werden.

Am ersten Wettkampftag wurde die 2000m-Langstrecke ausgetragen. In der Premier Mixed Klasse konnte hier Anna Sprenger hinter dem Team aus Hannover einen hervorragenden zweiten Platz belegen. Die Teams aus Ungarn, Australien, Hongkong, Macao, USA, Manila und Dubai wurden auf die hinteren Plätze verwiesen.
In der Premier-Frauen-Klasse belegte Jasmin Schlinker und Anna Sprenger in einem Starterfeld von 14 Booten einen beachtlichen fünften Rang. Die ersten vier Plätze gingen an die Teams aus Ottawa, Montreal und Vancouver. Bereits hier zeichnete sich ab, dass die kanadischen Damen in einer eigenen Liga fuhren.
Bei den Ü40–Mixed sollte sich das Blatt dann wenden. Hier konnte sich das Boot der Neckardrachen, das seit Jahren als ungeschlagen gilt, seine Siegesserie fortsetzen. Wie im Vorjahr konnte Dietmar Korn auch hier den begehrten Weltmeistertitel über die Langstrecke erfolgreich verteidigen. Im Ü40- Männerboot musste er sich dann mit dem unliebsamen vierten Rang hinter den USA, Ungarn und Russland begnügen.

Am zweiten und dritten Wettkampftag stand die 200 Meter-Sprintstrecke in der Männer, Frauen und Mixed-Klasse an. Gestartet wurde im Standardboot mit 20 und im Kurzboot mit 10 Paddlern.
Auch hier waren die Neckardrachen gut mit dabei, auch wenn ihnen der Schritt auf das oberste Treppchen nicht gelingen sollte.
Im Standardboot konnte sich Anna Sprenger bei den Premier Mixed den 3. Platz sichern. In der Premier-Frauen-Klasse verfehlten Jasmin Schlinker und Anna Sprenger um nur 0,3 Sekunden einen Podestplatz. Ein Trost blieb ihnen: Dieses Mal konnten sie Montreal, eines der starken kanadischen Teams, bezwingen.
Dietmar Korn verstärkte an diesem Tag das Ü40 – Kurzboot in der Mixed-Klasse und landete nur knapp hinter den Kanuten aus Singapur auf dem fünften Platz. Aber schon das Erreichen des Finallaufs ist eine starke Leistung, die alles andere als selbstverständlich ist.

Ähnlich erging es Jasmin Schlinker in der Premier-Mixed-Klasse: Mit einem beachtlichen sechsten Platz konnte auch sie die 200m-Distanz erfolgreich abschließen. Thomas Maier, der aus geschäftlichen Gründen erst am zweiten Wettkampftag anreisen konnte, steuerte das Kurzboot in der Premier-Mixed-Klasse. Das war kein leichtes Unterfangen, zumal die Windverhältnisse sehr wechselhaft waren. Er gilt in Drachenbootkreisen als routinierter Steuermann, zumal sich die anspruchsvollen Trainingsbedingungen am Bodensee mit kaum einer anderen Region messen lassen.
Bei den Ü40-Männern waren Thomas Maier und Dietmar Korn wieder in einem Boot vereint. Nach dem Motto „die Hoffnung stirbt zuletzt“, konnten sie sich nach dem ersten Zeitlauf vom vierten Platz auf den dritten Platz vorkämpfen. Ein spannender Wettkampf, der schlussendlich mit einer verdienten Bronzemedaille belohnt wurde.

An den beiden folgenden Wettkampftagen wurden abschließend die Rennen über die 500m-Distanz ausgetragen. Diese entspricht weder der 200m-Sprintstrecke noch der 2000m-Ausdauerstrecke. Vergleichbar mit dem 400m-Lauf in der Leichtathletik, erfordert sie ein sehr hohes Maß an Schnelligkeit und Ausdauer.
Auch diesmal steuerte Thomas Maier das Premier-Mixed Boot mit Jasmin Schlinker und Anna Sprenger an Bord auf sicherem Kurs über die Ziellinie. Sie erreichten aus einem starken Starterfeld von 36 Booten den sechsten Rang – eine beachtliche Leistung.
Im Kurzboot der Ü40-Mixed-Klasse konnte sich Thomas Maier noch zusätzlich den fünften Platz sichern.

Im Standardboot der Frauen mussten Jasmin Schlinker und Anna Sprenger erneut der starken Konkurrenz aus Kanada den Vortritt lassen. Sie belegten wieder den fünften Rang, dicht gefolgt von den Booten aus der Tschechien, Australien und den USA.
In der Ü40-Mixed-Klasse galt es den Weltmeistertitel über die 500m zu verteidigen. Dies gelang Dietmar Korn in einem dominanten Endlauf. Ungarn, Kanada, USA, Australien sowie die Ukraine hatten hier das Nachsehen.
Nun stand das Standardboot der Ü40-Männer noch aus. Bereits im Vorfeld kündigten sich zwei spannende Zeitläufe an. Nach dem ersten Lauf passierten die Neckardrachen wieder als viertes Boot mit 0,1 Sekunden Rückstand die Ziellinie.
Mit vereinten Kräften versuchten die Neckardrachen mit Thomas Maier und Dietmar Korn das Unmögliche möglich zu machen. Im zweiten Lauf musste sich das Team leider eines Besseren belehren lassen. Der unliebsame vierte Platz bei einer sehr starken Konkurrenz blieb stehen.
Ein knappes Rennen! Und knapp heißt hier oft nur eine Drachenbootnasenspitze. Das sind gerade/ mal zehn oder zwanzig Zentimeter Abstand auf 500m Wettkampfstrecke.

Rückblickend lässt sich Folgendes feststellen: Der gesamte Wettbewerb wurde von den starken Kanadiern dominiert – Vancouver auf Platz 1 und Pickering auf Platz 2 des Medaillenspiegels. Aber gleich dahinter auf Platz 3 sind die Neckardrachen mit insgesamt 6 x Gold, 6 x Silber und 4 x Bronze.
Man kann sagen, dass es vom sportlichen Niveau wohl die beste WM war, die es je gab.
Das Training hat sich gelohnt! Die Neckardrachen haben erneut gezeigt, dass sie sich sehr gut vorbereitet haben und auf internationalem Niveau ganz vorne mitmischen können.
Die nächste Club-WM findet 2016 in Adelaide (Australien) statt.