St. Gallen – Leutwil

Der Wasserstand der Sitter ist gut, Regen und Schneeschmelze lassen eine Befahrung des Flusses auch mit vollgepackten Kanadiern zu. An der alten , historischen Holzbrücke in St. Gallen (CH), an der Strasse nach Engelburg können wir die Boote gut einlassen. Es ist schon später Nachmittag und wir beeilen uns mit dem losfahren. Leichtes Wildwasser nimmt uns zügig mit. Fahrtechnisch gibt es ausser ein paar kleinen Steinen im Wasser keine Probleme. Nach ungefähr einem halben Kilometer kommt ein Schiessplatz. Achtung: Sollten hier am Ufer rot-weisse Windsäcke hängen ist Schiessbetrieb. Unbedingt am rechten Ufer anlanden und dem Schiessmeister bescheid sagen ! Wir haben freie Fahrt und ohne Stopps geht es bis Kilometer 3.7 weiter bis zu einem Schrägwehr. Wir schauen uns das Wehr an und entscheiden uns ihn mit Kanadiern und Gepäck zu fahren. Auf der linken Seite finden wir die beste Linie, da hier wenige Felsen aus dem Wasser schauen. (Auf der rechten Seite lässt sich der Wehr umtragen!!)
Die ersten drei Boote kommen durch bevor es den vierten Kanadier erwischt. Zu schräg angefahren und unten angekommen kentert das Boot. Besatzung und Boot sind aber schnell geborgen. Danach nimmt die Schwierigkeit etwas zu. Kleine Stufen, enge Durchfahrten, fordern uns doch schon einiges an Technik ab mit unseren Kanadiern. Bei Kilometer fahren wir bei Bernhardzell an einem Campingplatz vorbei. Wir ziehen einen stillen Platz ein paar Kilometer weiter vor. Beim Bauern fragen wir nach ob wir einen Lagerplatz einrichten dürfen u und richten unser Camp auf. Am Ufer bauen wir einen Steinhofen, in dem das Brot für den nächsten Tag gebacken wird und lassen am Lagerfeuer den Tag Revue passieren. Am nächsten Morgen weckt uns der Sonnenschein, alles wird wieder wasserdicht in Ortliebsäcke verpackt, im Kanu verschnürt und weiter geht die Fahrt im einfachen Wildwasser bis bei Kilometer 22 der Campingplatz
von Leutswil auftaucht. Hier haben wir unseren Bus deponiert und steigen aus.

Flussinfos: Beste Befahrbarkeit sind die Monate April/ Mai oder nach starken Regenfällen. Achtung, das Wasser der Sitter ist sehr verschmutzt und auch abgekocht nicht zu empfehlen zu trinken! Campingplätze gibt es bei Bernhardzell „Leerbrücke“ und in Leutswil, „Sitterbrücke“. Eine gute Karte ist die Schweizerische Landeskarte: 1:50000, Blatt 217 (Arbon).

Frank Siepmann

Thur

Bütschwil – Schwarzenbach WW II-III (14 km)

Die Temperatur ist kalt und als wir in Bütschwil abladen, fängt es auch noch an zu regnen. Unsere Gruppe besteht aus 12 Erwachsenen auf je 6 Kanadier verteilt. Gepäck haben wir auch dabei, sind wir doch5 Tage in der Ostschweiz auf verschiedenen Gewässern, unterwegs. Es sind einige Anfänger dabei, denen wir die Grundtechnik des Kanadier fahren, am Bodensee bzw. auf dem Altenrhein, bei St.Magrethen in den ersten zwei Tagen vermittelt haben. Nun stehen wir an der Thur, die an der Einstiegsstelle mit ziemlich viel Schwung an uns vorbei rast.

Der Wasserstand ist aufgrund des Regen sehr hoch und wir beschliessen erst einmal in der ersten Kurve Technik zu üben, um ein besseres Gefühl für die Boote zu bekommen. Danngeht’s los, auf einer Feuerstelle noch schnell einen warmen Kaffe, dann das ganze Gepäck in wasserdichte Ortliebsäcke verpackt, verzurrt und die Fahrt geht bei leichtem Wildwasser zügig voran. Sind wir eben noch zwischen flachen Feldern gestartet, verschwindet die Thur hinter Bütschwil schnell in einer steilen Schlucht. Fahrtechnisch sind die ersten Kilometer gar kein Problem, und es bleibt Zeit diese wunderschöne Natur zu beobachten, abseits von jeder Ortschaft. Nur ein kleiner Fuchs schaut kurz aus seiner Höhle, als wir vorbei paddeln. Nach 5,4 Kilometer mündet die Necker in die Thur und wir legen an Geschwindigkeit zu. Es folgt eine muntere Schwallstrecke, inder wir immer mal wieder die Kanadier „entwässern“ müssen, da die Ortliebsäcke mit Essen, Schlafsäcken, etc. doch sehr schwer sind. Etwa einen Kilometer hinter der Brücke von Lütisburg, beginnt eine kurze Slalomfahrt durch eine Felsenstrecke, dies sich aber ohne grössere Schwierigkeit meistern lässt. Danach finden wir einen wunderbaren Lagerplatz, an dem wir unser Nachtlager aufbauen und feuern. Am nächsten Morgen ist das Wetter immer noch sehrwechselhaft, als wir weiter paddeln. Bei Kilometer 8,8 Km ab Bütschwil, ist ein Wehr zu umtragen (rechte Seite) und in munterer Fahrt geht es weiter. Dann wird es bald „wilder“. Nach Kilometer 12 folgt eine Wildwasserpassage (WW2-3). Dann noch 2,5 Kilometer und vor der Autobrücke booten wir links aus. Vorsicht, hier folgt ein breiter Abfall der nur für Geübte geeignet ist (gab auch schon Todesfälle).

Infos: Die Strecke der Thur zwischen Bütschwil und Schwarzenbach ist am besten zwischen April und Mai befahrbar und nach starken Regenfällen. Landschaftlich ist sie in diesem Streckenabschnitt sehr reizvoll und bietet auch einige schöne Plätze zum Lagern. Karte: Schweizerische Landeskarte: 1:50000 ,Blatt 5014 St.Gallen-Appenzell)
Autor: Frank Siepmann

 

Ticino Inferiore

Turbigo – Mündung in Po (72 km)



Einstieg: Campingplatz in Turbigo (Italien)

Das Thermometer am Auto zeigt 2,5° unter Null – geht ja noch. Draussen wird es langsam hell. Arturo, Paul, Peter und Alex sind auch schon auf den Beinen. Gestern Abend war es spät geworden, erst die Anreise durch den Gotthard bzw. den San Bernadino und dann noch die Autos verstellen, zum Ziel unserer Reise, der Mündung des Ticinos in den Po.

Um 10.20 ist alles verpackt und eingeladen. Wir setzten die Boote bei Turbigo ein. Die Sonne scheint, flott ist er der Ticino. Gleich kurz nach dem Start ein Highlight, ein Biber quert den Fluss, keine 50 m vor uns. Klick, Klick, Klick schon ist er verschwunden. Langsam verschwindet auch die Landschaft um uns herum. Nebel hüllt uns ein, das andere Ufer ist oft kaum noch zu erkennen. Wir bleiben dicht beieinander.
Es hat schon fast etwas gespenstisches auf einem Fluss zu fahren, den man nicht kennt und kaum drei Bootslängen weit sehen zu kann. Wir fahren mit allen Sinnen, wir folgen dem Stromzug, wir beobachten die Wassertiefe, die zunehmende Geschwindigkeit, wir achten auf jedes Geräusch. Jedes Rauschen vor uns macht uns ein Bisschen nervös. Zwei gefährliche Stellen soll es geben, eine ist bald erreicht. Der Ganze Bach verschwindet in Betonröhren mit etwa einem Meter Durchmesser, diese sind ca. 15 m lang, und über den ganzen Fluss verteilt. Es ist eine Behelfsbrücke für eine Baustelle. Nach einer kurzen Besichtigung, Erleichterung, wir müssen nicht umtragen.
Die sechste Röhre von links macht uns den besten Eindruck, sauber anfahren, Paddel und Ohren anlegen und – durch. Am Ende der Röhre eine kleine Stufe, aber kein Wasser im Boot. Das wichtigste bei diesen Temperaturen, nicht nass werden.
Die Zweite Gefahrenstelle ein Wehr unter einer Brücke, Peter und Alex wollen es fahren. Alex im Faltkanadier mit Spritzdecke und Peter im Zweiercanadier ohne Arturo vorne drin. Paul und ich treideln unsere Holzkanadier. Bald danach schlagen wir unser Biwak auf einer Kiesbank auf. Zeltaufstellen, Feuerholz sammeln, kochen, essen, noch ein paar Minuten am Feuersitzen, dann ist der Tag zu Ende und jeder verkriecht sich im Schlafsack.
Am nächsten Morgen, raus aus dem Schlafsack, rein in die eingefrorenen Stiefel und erst mal Feuer machen. Treibholz liegt ja genug rum. Gegen acht ist es zwar hell, aber dafür ist der Nebel noch dichter als gestern. Zwei einhalb Stunden später sind wir wieder auf dem Wasser. Heute gilt es zahlreichen Baumleichen im Fluss auszuweichen. Währen der Mittagspause auf einer Flussinsel scheint die Sonne, doch kaum sind wir wieder unterwegs ist sie im Nebel verschwunden. Es dämmert schon als wir nach Pavia einen geeigneten Übernachtungsplatz finden. Im Dunkeln Holzsuchen, Zelt aufstellen, Kochen … an diesem Abend haben wir ein großes Feuer und halten es ein Wenig länger aus.
Am nächsten Morgen ist es kalt, alles ist gefroren, das Zelt, das Wasser in den Kochtöpfen. Doch langsam, gans sachte steigt die Sonne aus dem Nebel empor. Die letzten Kilometer bis zur Mündung genießen wir den herrlichen Sonnenschein. Wir beschliessen wieder zu kommen um nachzusehen wo wir gepaddelt sind.

Matthias Zürcher